Konzept: Lächerlichkeit
Musik: Tonmudulation
im Künstlergaus Stuttgart .
bullenterror: affe
von der 2004 CD The dark side of the moon
bullenterror: ankunft
von der 2002 CD Rearway
polizeiterror: das pfeifen
vom '96 Tape ich steh drauf
polizeiterror: django
vom '96 Tape ich steh drauf
Als wir nach einem Namen für den ersten Auftritt dieses Improvisationsprojektes suchten, hörte man von draußen eine Polizeisirene. Ich sagte 'bullenterror' und Andre sagte 'genau'.
Es war in der Tat aber auch so, das ich in der damaligen Zeit überzeugt war, das aller Anlaß von Ausdruck und Gestaltung das Gefühl von Angst und Bedrohung ist. Und zwar nicht nur einer einfach persönlichen, sondern der Bedrohung durch eine gesellschaftliche und historische Situation. Und im bullenterror fand das den einfachsten Nenner. Und es war natürlich auch ein 1a Punk-Band Name - allerdings waren wir keine Punk Band.
Wir hatten dann einen ersten, tatsächlich begeistert aufgenommenen Auftritt an der Hochschule. Wir spielten vorab ein extrem experimentelles Tape, das ich einmal aufgenommen hatte, und danach, unterstützt von Patrick Schell am Schlagzeug, einige 'Stücke' (wir hatten vorher ein oder zweimal zu Dritt bei mir im Keller geprobt - allerdings auch einige Male akustisch zusammengespielt - wir waren tatsächlich fein auf einander eingespielt), - 'Stücke' hatten wir in dem eigentlichen Sinne natürlich nicht - wir fingen an und hörten dann auf, wenn wir ans Ende gekommen waren - und dazu tanzte eine uns bis dahin völlig unbekannte Frau, die ich aber auch gar nicht sah, weil ich die ganze Zeit auf meine Gitarre blickte - alle Leute dachten aber, wir hätte sie extra eingeladen, wo doch nur unser unheimlicher Groove sie zum Tanzen gezwungen hatte, wow!
Ich machte dann in Köln beim für avancierte Musik
tatsächlich sehr renomierten (mein Lieblingswort) Plattenladen
a-musik eine Ausstellung. Das Team von a-musik hatte im Laden
einen Ausstellungsraum (die Eingangstreppe in den Souterrainraum)
eingerichtet - der Raum hieß dann Vorhof. Meine Ausstellung
hieß schlicht und einfach 'bullenterror' und zeigte
Aquarelle: von zwei Jungs die rumlümmeln mit bullenterror
T-shirt, von einem Jungen, der sein blaues Auge zeigt, während
ihm ein Vogel was von der besseren Zukunft trällert,
von einem Jungen der auf einem sehr dünnen Ast sitzt.
Und ein kleines Aquarell von zwei Polizisten die aus ihrem
Streifenwagen blicken, der gerade direkt neben dir, ja dir,
gehalten hat (Wußten Sie das Alfred Hitchcock Zeit
seines Lebens furchtbare Angst vor Polizisten hatte?).
Gegenüber
hängte ich auf einen Bügel meinen damaligen Lieblingspulli:
ein blaues Sweat Shirt mit weißer Aufschrift (ganz klar
meine favorite Kombi) :'Salem'. Es war ein Schul-Shirt des
Elite Internats am Bodensee, das ich in Stuttgart bei der
Heilsarmee gekauft hatte. Es erinnerte nicht nur an das Internat,
sondern auch an die Hexenverbrennungen im US-amerikanischen
Salem.
Dieser Aufruf von Bedrohungs-Empfindungen durch ein gedrucktes Wort war
es, der mich faszinierte und in Analogie zum Bullenterror stand.
Dazu bedruckte ich dann Stofftragetaschen - auf der einen Seite ein Logo
aus einer Wohnzimmerwandschrankgarnitur mit Lampe und Monitor und darunter
das Wort 'bullenterror' - auf der anderen Seite das Wort 'sosehr'. Mir gefiel daran die Idee, das ganze Bedrohungsszenario auf einen so banalen,
aber vielseitig benutzbaren Gegenstand wie eine Tragetasche zu bringen,
der dann auch noch tatsächlich durch die Gegend getragen wird.
'Sosehr' war da das Maß der Ausgeliefertheit an die eigene Angst
(deswegen gefällt mir das Label 'NoFear' auch so), aber dann auch
zum einen der Ausdruck allerstärksten Empfindens, zum anderen des
allerstärksten Wunsches. - Ein Wunsch so stark, das er in Erfüllung
gehen muß: Das Ende der Angst, der Begin einer spielerischen Gestaltung.
Und das auf einer praktischen, recycelbaren Stofftragetasche!
An der Merz organisierte ich dann noch ein Konzert von solch unvergleichlicher
Qualität, das es Einem Tränen in die Augen treibt. Das Line-up:
bullenterror, Zen Faschisten, Atari Teenage Riot. Ich erinnere mich gerne
daran wie der MC von ATR (die Band spielte, weil technisch bei ihrem
ganzen digital Equipment irgendwas nicht ging, das erste mal auf 'richtigen',
analogen Instrumenten) sagte: 'Und jetzt spielen wir Rockn' Roll bis
ihr kotzen müsst'. Ach, süße Jugend!
Wir machten dann im zweiten Semester mit der sogenannten
Theater AG den Superfilm. Andre, der mittlerweile in Hamburg
Malerei studierte, organisierte eine Veranstaltung namen
'klassen' an der HdK. Dort liefen einige Filme und dann spielte
'bullenterror'. An dem Abend sang, bzw. schrie ich immer
'Halucity Airport' ins Mikro, der Titel eines Textes, den
ich an dem Abend auch noch vorgelesen hatte. Wir wurden vom
Publikum zum Ausdruck ihrer euphorischen Begeisterung mit
Bier beworfen - ehrlich, die Leute standen alle und schrien,
und wußten gar nichts mit sich anzufangen vor großartigem
Durcheinander. Ich bin überzeugt, und ich denke zu Recht,
das dieser Abend und die folgende Nacht der Anlaß zur
Gründung der Akademie Isotrop war.
Wir machten eine kleine Tour mit dem Film und der Band - wir hatten noch
einen Tänzer dazugeworben und öffneten das Bandkonzept allmählich
zu einem erweiterten Orchester.
Auf St. Pauli spielten wir einmal auf einem Unterstützungsabend
für die Akademie in ziemlich großer Besetzung. Ich denke man
kann sagen, das wir mit unserer Art zu musizieren in Hamburg eine ganze
Reihe von Epigonen inspirierten, z.B. das Projekt mit dem immer noch
beneidenswert großartigen Namen 'GegenGegen' (ist doch super, oder?)
Im Zuge dessen nannten wir die Band zeitweilig in 'Polizeiterror' um.
Wir dachten dabei auch an den Wechsel von Jefferson Airplane zu Jefferson
Starship, was ja auch schon eine ziemlich geschickte Angelegenheit gewesen
war. Später änderten wir den Namen dann aber wieder zurück. In Hamburg machte sich die Band selbstständig: immermehr Menschen spielten mit und schraubten an der Musik.
Zu dem Zeitpunkt erschien dann auch ein Stück von Polizeiterror
auf einem Sampler von Albert Oehlens leiterwagen records, auf dem z.B
auch ein Stück von David Grubbs war ( was mich selbst sehr beeindruckte).
Bei der Show der Akademie im Stuttgarter Künstlerhaus kam es zu
einer fabelhaften Heimkehr der Band in die schwäbische Metropole
vor großem, staunendem Publikum.
Fast abschließend kam es zu einer CD Veröffentlichung auf
leiterwagen.